Walter Kraushaar - Meisterwerkstatt für Gitarrenbau Tipps & Tricks » Ode auf den Dilletantismus...
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Die E-Gitarre - das Zepter der Anarchie

Wie bekommt man einen Keyboarder dazu, leise zu spielen? Man nimmt ihm die Noten weg.
...Und einen Gitarristen? Man stellt sie ihm hin.

Ein alter Musikerwitz. E-Gitarristen können nicht nach Noten spielen. Das trifft auf die ganz große Mehrheit zu. Es ist erschreckend, wie gering die musikalische Allgemeinbildung gerade in dieser Gruppe ist und zwar von Amateur bis zum Profi.
Wie kommt das? Sind wir E-Gitarristen doof?
Wenn man Gitarristen wie Slash, Zack Wilde, oder wenn man Bands wie Dragonforce sieht, die kein Klischee des Bier trinkenden Lederhosenhelden auslassen, dann könnte man zu der Auffassung gelangen. Vielleicht ist die Darstellung des saufenden, langhaarigen Gitarrenprolls nur eine Marketing Strategie, aber sicher ist: Heranwachsende Jungen sind fasziniert davon laut, ungezügelt, betrunken und grenzenlos narzisstisch zu sein.
Das kann man ja mal mit einer Blockflöte probieren!

Die Blockflöte ist übrigens das Einsteigerinstrument. Mit ihr erlernen Kinder die Noten und Tonleiter vom C an. Das theoretische Musiksystem.
Und die E-Gitarre? Sie ist das genaue Gegenteil. Das Aussteiger Instrument.
Mit ihr kann man sich zum Beispiel prima betrinken und vor dem Spiegel posen. Man kann sie als verlebten Kulturgegenstand in der Wohnung drapieren. Man kann sie wie eine Modell-Eisenbahn täglich umbauen. Man kann sich mit dem Instrumentenbau befassen. Man kann sich mit Gitarristen und deren Leben in ihrer Zeit auseinander setzen. Man kann sich an einem Musikstil ergötzen. Im Metal feiern Teenager Aggression und Gewalt in einer zulässigen Form, im Blues suchen alte Männer ewig nach dem dritten Akkord. Man kann bekannte Stücke so weit nach spielen, wie man es kann und wenn man es nicht kann, dann vielleicht später... Egal!
Das ist es, was den Reiz der E-Gitarre ausmacht!
Dieses Instrument wird vornehmlich von Jungen ab 13 Jahren geliebt, weil es keine Regeln für ihren Gebrauch gibt. Man kann sich ihr nähern, wie man will.
Nimm dir eine Gitarre, setz' dich auf den Boden und nimm dir ein Bier. Das ist schon mal ein Anfang!
Am wenigsten gefragt dabei ist musikalische Bildung. Kaum ein Gitarrist interessiert sich für Harmonielehre, Komposition, Physik, Gehörbildung. Das ist so.

Sind wir E-Gitarristen also doof?
Oberflächlich betrachtet und im direkten Vergleich zu den Kollegen ... Ja!
Die große Mehrheit der Bläser, Pianisten, Streicher und auch Sänger kennt sich im Notensystem aus. Sie kennen Intervalle und Zählzeiten. Und E-Gitarristen?
Warum hat die E-Gitarre Dots? Klar! Damit wir sehen können, wo wir spielen!
Und warum hat die Konzertgitarre keine Dots?
Weil Konzertgitarristen vom Blatt spielen! Sie sehen nicht auf das Griffbrett!

Bis hier hätte man gegenhalten und sagen können, dass die Notation und das Griffbrett nicht gut zusammen passen, weil Noten zwar den Ton angeben, der aber auf dem Griffbrett an verschiedenen Stellen zu haben ist, und darum ein Fingersatz, Sprich Tabulatur, viel sinnvoller sei. Das stimmt, aber die Konzertgitarristen können Noten - E-Gitarristen nicht.

E-Gitarristen können oft nicht mal eine Gitarre bedienen. Sie lieben und bewundern sie, sie sammeln und streicheln sie, die behören und bebasteln sie sie stöbern durch die Historie ihrer Erbauer und der gesamten Peripherie, aber sie bekommen auch oft nach Jahren kaum einen Song unfallfrei hin.
Was soll das denn für eine Kunst sein?

Es ist die Kunst der Anarchie und die E-Gitarre ist unser Zepter!
Wir können mit der Gitarre machen, was wir wollen und sind doch mit ihr verbunden. Was bleibt dem Pianisten denn schon anderes übrig, als Chopin zu üben? Soll er sich mit dem Flügel und einem Bier auf den Boden setzen? Soll er an der Mechanik schrauben und sich mit der Historie von Ignaz Bösendorfer beschäftigen?

Wir Gitarristen haben uns die E-Gitarre …..vielleicht..... zum Spielen gekauft, aber vor allem doch, weil sie cool ist. Weil wir cool mit der Gitarre sind und weil wir mit etwas beschäftigt sind, mit dem wir uns weg beamen können: Aus der Familie, aus dem Beruf, aus dem Stress, aus dem Alltag.
Das hat nichts mit Bewusstsein und Wissen zu tun. Im Gegenteil. Es geht um Unbewusstsein und Fühlen.

Wenn wir ungebildeter als unsere musikalischen Kollegen daher kommen, dann darum, weil sie ein Instrument nach festen Regeln bedienen und wir mit dem Zepter der Anarchie spielen.

Spielen ist das Wort.
Spielen... ungeplant und ohne Ziel...

„Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in das Himmelreich hineinkommen“

Ich finde, spielen ist ein Anfang.

© Walter Kraushaar, Werkstatt für Gitarrenbau Germaniaplatz 18 DE-52457 Aldenhoven-Dürboslar
Tel. +49 (0) 2464 - 9798891 www.kraushaar-gitarren.de E-Mail: post@kraushaar-gitarren.de
Öffnungszeiten nach vorheriger Absprache. Bitte telefonisch einen Termin vereinbaren.
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