Bestes Tonholz!
Wir lesen diesen Begriff immer dann, wenn etwas besonders angepriesen werden soll: Bestes Tonholz!
Was ist Tonholz, was ist kein Tonholz und was unterscheidet gutes von schlechtem Tonholz?
Ich stoße mich an Sätzen wie: “Mahagoni ist mittig, Ahorn brillant.” Wir unterscheiden Feld- Spitz- Berg- Burgen- und Zuckerahorn. Er wächst auf drei Kontinenten in Höhen von 0 bis über 1500 Meter bei vollkommen unterschiedlichen klimatischen Bedingungen. Da wird es schon schwer, einfach von Ahorn zu sprechen.
Beim Mahagoni ist es noch unübersichtlicher. Es gibt vielleicht ein halbes Dutzend echte Mahagoniarten und noch viel mehr Gehölze, die so ähnlich aussehen und auch als Mahagoni verkauft werden. Ihre Eigenschaften sind zum Teil so verschieden wie Balsa und Eiche. Alles Mahagoni?
"Den Ahorn“ oder "das Mahagoni“ gibt es nicht. Die Eigenschaften des Holzes haben mit der botanischen Art, aber auch mit dem Standort des Baums zu tun und die lassen sich nicht auf zwei Oberbegriffe reduzieren.
Aber was macht sie zu Klanghölzern?
Ist Erle zum Beispiel ein Klangholz? Nein.
Erle war als Schreinerei-Holz nie sehr gefragt. Sie hat schwarze Äste, ist wenig dekorativ, weich und wächst nicht zu dicken Stämmen... kurz: früher war sie ein Billigholz für billige Möbel, die oft, weil das Holz nichts hergibt, mit Bauernmalerei verziert wurden.Ich habe ihn nicht gefragt, aber ich vermute, dass der Pragmatiker Leo Fender es genau aus diesem Grund für seine deckend lackierten Brettgitarren gebraucht hat: Es war billig zu beschaffen und gut zu lackieren. Schwupps! Ist ein neues Tonholz geboren!
Und die Linde? Die Pappel? Dito! Man kann sie im Brettgitarrenbau prima verarbeiten und gut lackieren. Vielleicht werden sie Tonhölzer, wenn sie in Instrumenten Töne machen. Warum nicht?!
Anders herum: Was sollte ein Tonholz denn können? "Es soll resonieren – schwingen!", rufen jetzt die Musiker.
Hmmm...
Dann ist Ebenholz vielleicht kein Tonholz? Palisander, Cocobolo, Bubinga und all die schweren steifen Gewächse, die ein Instrument edelt und adelt? Die schwingen nicht gerne.
Ok.. dann... Fichte!
Fichte ist ein Tonholz! Fichte ist elastisch, biegefest und leicht. Fichte schwingt auf Instrumentendecken.
Seit der Robben-Ford-Gitarre von Fender, die leider nicht der Seller war, hat kein großer Hersteller mehr Fichte für eine E-Gitarre verwendet. Kaum jemand will Fichte an einer E-Gitarre. Dabei schwingt sie so schön!
Ist Elastizität vielleicht auch nur ein Holzweg?
Wie ist das denn mit Burl, Spalted, Quilted, Birdseye und Riegel? Da ist doch eigentlich was schief gegangen. Burl ist ein in Scheiben geschnittenes Krebsgeschwür, Spalted ist vom Pilz zerfressen, und der Rest sind Wuchsfehler. Darf man da von Tonholz sprechen?
Nein. Aber es ist neben seinen physikalischen Unzulänglichkeiten im Vergleich zu gesundem Holz extrem dekorativ. Also irgendwie doch Tonholz?
Nein.
Holz hat eine Gattung. Sagen wir mal Acer monspessulanum, der Burgenahorn.
Und wie klingt der?
Bis wir etwas daraus gemacht haben, gar nicht!
Vielleicht haben wir ihn in eine schreckliche Gitarre mit dünnem Hals und zu großer Kopfplatte gebaut. Vermutlich klingt das nicht zufriedenstellend, aber lässt das eine Aussage über das Holz zu?
Auch wieder NEIN.
Dann sind wir jetzt mal ganz genau und fragen: "Wie klingt das Palisander-Griffbrett auf dem Strat-Hals?"
Wenn ich, und das sieht man gar nicht selten, die Bundschlitze zu tief mache, trägt das Griffbrett nichts mehr zur Festigkeit und Elastizität des Halses bei. Es liegt nur noch als dekoratives Gewicht oben auf. Es verliert seinen statischen Einfluss auf den Hals. Mache ich das Griffbrett 7mm stark, statt der üblichen 5mm, erhöhe ich den Hartholzanteil um gut 25%. Das macht sehr steif!
In beiden Fällen spreche ich über ein Palisander-Griffbrett auf einem Strat-Hals. Der dabei verwendete Ahorn ist dabei übrigens noch gar nicht erwähnt worden...
Holz ist einfach nur ein Konstruktionsstoff!
Dabei interessiert mich als Gitarrenbauer:
- Dichte (wie schwer ist ein cm³ trockenes Holz)
- Härte (welche Kraft setzt das Material einem eindringenden Fremdkörper entgegen)
- Elastizität (wie weit kann ich das Holz verformen, ohne dass es dem Druck nachgibt, sich also dauerhaft verbiegt)
Aber auch:
- Arbeitet das Holz?
- Ist das Holz attraktiv?
- Wie ist die Verarbeitung beim Hobeln, Fräsen, Lackieren...?
Aus den spezifischen Anforderungen entsteht ein Konstruktionsprofil. So muss beispielsweise ein attraktives Holz, was keine Kräfte trägt, durch Zugaben an elastischen und oder harten Hölzern gestützt werden.
Abschließend kann man sagen: Tonholz ist der Begriff, der aus Unwissen eine große Wurst- und aus Baustoff ein teures und begehrtes Material macht.
Der Begriff Tonholz ist Unsinn.
Holz ist ein extrem vielfältiger Konstruktionsstoff.
Es ist schwer, hart, weich, elastisch, leicht, homogen, fein, attraktiv, steif, fest, grob....
Manche Hölzer besitzen gleichzeitig mehrere Eigenschaften. Das kann hilfreich sein, oder das Gegenteil und darum helfende Konstruktionen und Hölzer erfordern.
Wenn das Instrument zum Schluss gut klingt, so kann das darum oder dennoch sein. Ein guter Instrumentenbauer sollte alle Fähigkeiten und Schwächen der einzelnen Materialien gegeneinander abgewogen und angemessen gewichtet haben.
So und dann werden Konstruktionsstoffe zu Klanghölzern.