Er, Ende 20, sucht feste Bindung...
Wie schön, daß es in diesen losen Zeiten noch Dinge gibt, die ihren festen Platz behalten, Format besitzen und eine gerade Linie haben:
Instrumentenbünde.
Ihren Namen tragen sie, weil sie früher tatsächlich noch aus Darm um den Hals gebunden wurden. Bei Gamben und türkischen Saz wird es heute noch so ähnlich praktiziert. Ein Vorteil dieses alten Verfahrens ist, daß der Musiker sich die Bünde für sein Ohr zurecht schieben, und auf diese Weise reibende Intervalle bereinigen konnte. Jedoch störten die Bünde auf der Halsrückseite und das Geschiebe war wohl auch nicht jedermanns Sache. So setzten sich mit und mit eingesetzte Bünde durch. Diese waren zu erst aus Elfenbein oder Silber. Das war zwar schon dauerhafter, als die gebundene Variante, aber für ein "Verschleißteil" viel zu teuer, vor allem, wenn man einfache Instrumente bauen wollte. Zu Beginn des 19ten Jahrhunderts benutzte Georg Staufer in Wien erstmalig eine Legierung, wie sie bereits von den Knopfmachern gebraucht wurde: Eine Verbindung aus Messing, Kupfer, Silber und Arsen. Im Laufe des Jahrhunderts entwickelte sich Gitarre und Laute zu Populärinstrumenten, da sie transportabel waren und sich gut zur Liedbegleitung eigneten. Vor allem bei einfachen Lauten begann man, Bünde aus Eisen oder Messing in das Griffbrett zu legen und die Zwischenräume hohl zu schleifen. Das erste "scallopted Fingerboard" ist demnach nicht für Richie Blackmore’s Fingervibrato erfunden worden, sondern ungefähr 100 Jahre vorher, um die Fingernägel der besseren Damen zu schonen.
Unsere heutigen Bünde sind, vor allem durch den verbreiteten Gebrauch von Stahlsaiten, einer besonderen Belastung ausgesetzt. Dieses Material muß auf der einen Seite zäh und abriebfest sein, um der Saite Widerstand entgegen zusetzten, es muß sich aber auch vom Gitarrenbauer bearbeiten und polieren lassen. Zuletzt soll es nicht häßlich anlaufen, oder gar rosten. Hier hielt ein Material Einzug, was man Neusilber nennt: Es ist eine Legierung aus Nickel, Kupfer und Zinn. Bünde aus Stahl konnten sich auf konventionellen Instrumenten nicht durchsetzen, da sie kaum zu bearbeiten sind. Man findet sie daher nur auf starren Hälsen aus Kunststoff.
Neusilber Bünde unterliegen trotz allem einem Verschleiß und müssen irgendwann ausgewechselt werden. Hier stehen dem Musiker viele verschiedene Bundformate zur Auswahl: Vom Mandolinenbund, der keinen Millimeter mißt, bis zum Jubodraht, der fast 3mm stark ist, findet jeder seine Größe.
Ein hoher Bunddraht vermeidet den Kontakt der Fingerkuppe mit dem Griffbrett. Er ermöglicht so ein reibungsarmes Spiel und leichte Bendings. Er fordert aber auch eine hohe Spieltechnik der Greifhand, denn übermäßiger Druck auf die Saiten führt unweigerlich zur überhöhung der Töne. Diese Probleme hat man bei einem zierlichen Bund nicht, dafür aber mehr Reibung auf dem Griffbrett. Zwischen diesen beiden Extremen finden sich noch etliche Zwischengrößen.
Eine Neubundierung ist, vorausgesetzt, sie wurde fachgerecht ausgeführt, 2-3 mal möglich, bevor das Griffbrett abgenommen und ausgetauscht werden muß.
Zum Abschluß noch ein Satz zur Bundreinheit: Im Moment macht ein "neues" Feintuning System Furore, was verspricht, die Ungereimtheit der temperierten Stimmung unhörbar zu machen. Die "alten Meister" kannten dieses Problem auch schon und versuchten, ihm durch eine etwas veränderte Bundeinteilung entgegen zu wirken. Ein sehr namhafter Hersteller von Konzertgitarren baut schon lange auf Wunsch Instrumente mit kompensiertem Sattel. Dieser Eingriff kann jedoch kein Allheilmittel sein, da jede Veränderung der Einteilung zu Lasten anderer Intervalle geht. Wenn man auch das Problem unreiner Terzen auf diese Weise in den Griff bekommt, so taucht es doch wo anders, zum Beispiel bei "krummen", oder offenen Akkorden wieder auf. Für den, der sich schon immer über die Reibung zwischen E-Dur und A-Moll geärgert hat, ist dies eine Hilfe. Für den Jazz Musiker nicht.