Werte Abnehmer!
Ich war ein wenig überrascht! Ausgehend davon, daß der Großteil der Musikerschaft internett ist und mit dem Wissen, daß diese Zeitschrift inzwischen 10.000 fach gedruckt wird, ging ich davon aus, die eine oder andere Mail zu bekommen. Ich freute mich bereits auf ruppige Statements und böse Kritiken, doch nichts, als weihnachtliche Harmonie. Wie ungewöhnlich! Selbst Tonabnehmer, von denen man nun wirklich annimmt, daß sie einem alles abnehmen, besitzen eine Resonanzfrequenz.
Zur Zeit gibt es zwei verschiedene Tonabnehmersysteme für Gitarren und Bässe: Elektromagnetische und Piezzokeramische. (Mikrophone unterschlage ich hier mal.)
Zur Historie: Adolf Rickenbacker, der für die Fa. National Blechresonatoren baute, stieß mit der Lautstärke seiner "Salatschüsseln" an physikalische Grenzen. Die Zeit war laut und heftig und die Gitarren immer noch zu leise. Also startete er 1931 die ersten Versuche mit elektromagnetischen Pickups. (Leo Fender hatte seinen Radioshop übrigens gegenüber, und man munkelt, er hätte sich das eine oder andere abgeschaut, aber das ist ja schon lange her und was erdreiste ich mich überhaupt, ich junger Spund...)
Das Prinzip eines elektromagnetischen Tonabnehmers ist recht einfach. Ein Dauermagnet erzeugt ein Magnetfeld, in das eine Kupferspule eingebracht ist. Die darüber schwingende Stahlsaite deformiert das Magnetfeld und erzeugt dadurch eine induktive Spannung in der Spule. So wird’s heute noch gemacht. Der Klang eines elektromagnetischen Tonabnehmers wird von vielen Faktoren beeinflußt: Größe des Magnetfeldes, Stärke des Magnetfeldes, Stärke des Kupferdrahtes, Menge das Kupferdrahtes (Summe der Wicklungen) und Geometrie des Spulenkörpers (flach u. breit, oder hoch und schmal). Ich will jetzt nicht auf jeden erwähnten Faktor eingehen, die Hersteller machen jedoch von den Möglichkeiten, die sich daraus ergeben fleißig Gebrauch und werfen Tonabnehmer in einer Fülle auf den Markt, die nicht mehr überschaubar ist. Jetzt haben Tonabnehmer den Nachteil, daß man sie erst mal kaufen muß, um sie einzubauen. Wenn sie die Erwartungen nicht erfüllen, war das Geld für die Katz. Es ist auch nicht ganz einfach, einen Klang, den man gerne hätte, in Worte zu fassen. Um das Gerede zu verkürzen und Mißverständnisse auszuschließen ist es darum oftmals ganz hilfreich, wenn man mit seinem Instrument zum Gitarrenbauer geht und anhand des vorgespielten Tons erklärt, was einem an den alten Pickups nicht gefällt. Vielleicht klingt jetzt auch plötzlich alles anders. Der Tonabnehmer ist ja nur ein Glied in einer Kette von Faktoren. Auch diese Erkenntnis wäre letztlich ein Gewinn.
Eines ist in keinem Fall erfolgreich: Mit dem Kauf eines Tonabnehmers, der mit einem bekannten Künstler beworben wird, dessen Ton erwerben zu wollen. Würde auch nur ein Musiker glauben, von ‘Arnold - Schwarzenegger - Signature - Chips’ dessen Brustumfang zu bekommen?
Der piezzokeramische Tonabnehmer wurden 1970 erstmalig in der Ovation Balladeer verwendet. Piezzokristalle kennen wir aus Feuerzeugen. Da klatscht ein Gewicht auf den Kristall, der Kristall erzeugt eine Spannung und es springt ein Funke. D.h., Druck erzeugt bei diesem Kristall elektrische Spannung. Legt man einen solchen Piezzo unter die Stegeinlage, so drücken und vibrieren die Saiten durch die Stegeinlage auf dem Kristall. Während Mikrophone bei größeren Lautstärken zu Rückkopplungen neigen, lassen Piezzos wesentlich höhere Lautstärken und mehr Bewegungsfreiheit zu. Leider geben auch die besten und teuersten Systeme den Klang eines Instrumentes nicht 100%-ig wieder. Sie nehmen halt von einem anderen Medium ab, als unser Ohr, weshalb akustische Signale in Studios nach wie vor mit Mikrophonen aufgenommen werden. Und noch ein Problem haftet dieser Tonabnahme an. Wie bereits erwähnt, braucht der Piezzo Druck, um zu funktionieren - gleichmäßig und auf allen Saiten. Das ist aber durchaus nicht die Regel und so sind Piezzokeramische Tonabnehmer empfindlich und störanfällig.
Elektro-akustische Instrumente werden in der Regel steif konstruiert, damit sie auch bei großen Lautstärken nicht resonieren. Da ihr Haupteinsatzgebiet die Bühne oder der Proberaum sein soll, ist dies auch sinnvoll. Man kann und darf einem solchen Instrument darum keine außergewöhnlichen akustischen Qualitäten abverlangen. Wer sich mehr am unverstärkten Ton seiner Neuanschaffung erfreuen will, tut besser daran, sich ein rein akustisches Instrument zu kaufen. Ein dezentes aktives Piezzosystem läßt sich problemlos im Nachhinein einbauen. Es gibt sehr gute Systeme auf dem Markt, die fast keiner Veränderung am Instrument bedürfen. Bei vielen Herstellern edler Westerngitarren sind die Löcher für den Pickup sogar schon ab Werk vorhanden.
Man sollte jedoch bei solchen Umbauten bedenken, daß ein Tonabnehmer nicht aus jeder beliebigen Gitarre ein brauchbares Bühneninstrument macht.. Ein sensibles akustisches Instrument taugt nicht für große Lautstärken, denn seine Ansprache und Resonanz macht es auch anfällig für Rückkopplungen.