Multitasking

W. Kraushaar 02/2005

Ein Begriff aus der Computerwelt. Er beschreibt die Fähigkeit der CPU, verschiedene Aufgaben gleichzeitig zu bearbeiten und wird so auch auf den modernen Menschen übertragen.

„Beruflich engagiert, Hausfrau und Mutter, Geliebte, Freundin, Tochter und vieles mehr: Das alles ist eine Frau! Und einer Studie zufolge glauben die Menschen in Deutschland deswegen auch, dass Frauen es besser schaffen, viele Dinge gleichzeitig zu erledigen.“

Mein Gott – was die alles können, die Frauen! Ich z.B. erkenne meinen Sohn nicht mehr, wenn ich gelangweilt arbeite. Mein Haushalt kann mich mal und ich muss mich entscheiden, ob ich Lover oder Freund sein will, denn ich kann beim Zuhören die Erektion nicht halten. Nicht mal das Sohn sein und Geld erben funktioniert gleichzeitig, weil Mann dabei verwaist.

Das alles ist eine Frau....

Oh mann - oh Frau! Da rollt's einem doch die Fußnägel auf...
Was für eine gequirlte Kuhscheiße!

Wer hat eigentlich die These von den multitasking - Fähigkeiten der Frau in die Welt gesetzt?

Beim Schreiben einer Nährwert - Tabelle vor 100 Jahren hat sich irgendein Doof beim Spinat mit einer Kommastelle vertan. So wurde ihm 10 mal mehr Eisen zugesprochen, als er hat. Uns Kindern wurden daraufhin grüne Batzen auf den Teller geklatscht, in der Erwartung, dass wir sie aufessen und rote Backen bekommen. Zwar wissen wir es inzwischen besser, aber der Spinat bleibt in unseren Köpfen auf ewig eine besonders gesunde Pampe.
Auch die Jutetasche, obwohl von indischen Kindern unter Einsatz ihres Lebens giftig gefärbt und nächtens genäht, ist dem unverrottbaren Plastiksack auf ewig überlegen, wie die bleischwere Mehrwegflasche, die von stinkenden LKW quer durch die Republik gekarrt wird. So ist es auch mit dem Kunststoff, den wir gespült wöchentlich im gelben Sack vor die Türe stellen, obwohl er dann doch verbrannt wird. Was sich ein mal festgesetzt hat in den Köpfen, das ist nicht mehr heraus zu bekommen.

Äh – noch mal: Wer hat eigentlich die These von der multitasking - Fähigkeit der Frauen in die Welt gesetzt?

Keine Ahnung! Ich schätze mal, es war irgendeine Journalistin in einem Frauenjournal wie "Mona Lisa". Das ist die Sorte Sendung, bei dem sich die moderierenden Kampfemanzen nicht darüber einig sind, ob sie lieber bullbeißende Bessermänner, oder feminine Ausnahmegestalten unter dem besonderen Schutz des Staates sein wollen. In der Moderationsgrätsche zwischen eiserner Jungfrau und Mutterkuh werden dann gerne die Fähigkeiten der Mütter zu denen von Managern aufgeblasen. Wer demnach das Köpfchen zu tätscheln und zugleich im Töpfchen zu rühren vermag und dabei noch rauchen kann, ist quasi auch in der Lage einen Konzern zu leiten.
Ich habe als Vater meinem Kind noch nie den Kopf gerührt und den Topf gestreichelt. Ich mache es genauso, wie seine Mama. Aber mich filmt man dabei nicht, und  man wird mir wohl auch keine leitende Stellung bei der deutschen Bank anbieten. Aber ich rauche auch nicht mehr. Vielleicht liegt's daran. 

"Wir sind nicht Multitasking-fähig, switchen in Aufmerksamkeitsspannen von drei Sekunden, verlieren dabei aber Tiefe, haben das Gefühl, nichts zu schaffen", schildert Prof. Ernst Pöppel, Leiter des "Generation Research Program" (GRP). Die Kommunikation auf allen Kanälen wie World Wide Web, SMS, E-Mail oder WAP überflutet uns mit einer Flut an Informationen, die wir nicht mehr sinnvoll filtern können und damit nicht mehr Wichtiges von Unwichtigem trennen.

Dass  Frauen gerne am Steuer telefonieren besagt noch nicht, dass sie gleichzeitig auch tatsächlich Auto fahren. Und die Art, mit der sich junge Mädchen durch die Welt schleppen, während sie durch das Menü ihres Handys zappen, kann man beim besten Willen nicht mehr als gehen bezeichnen. Meine Mutter, die wirklich viel um die Ohren hatte, ließ mindestens ein mal in der Woche das Essen anbrennen. Und zeitgleich zu Surfen, Kaffe zu trinken und beim Telefonieren Fertigfraß in die Mikrowelle zu schubsen, verstehe ich bestenfalls als Leistung an Kulturlosigkeit. Andersherum habe ich noch nie jemanden, Mann oder Frau, ernsthaft und vertieft zwei Dinge gleichzeitig machen sehen. Operationen, Schulunterricht, Autoreparaturen und Kassierarbeiten erfordern ungeteilte Aufmerksamkeit. Facelifting und Geburtshilfe mag man sich nicht vorstellen, wenn der Flatscreen den Patienten beleuchtet und der/die ArztIn DREI - ZWEI - EINS - MEINS!  ruft, oder? 

Es macht natürlich was her, wenn man mit der Kippe im Mund, drei Programme auf dem Rechner bearbeitend, das Headset am Ohr und das Balg am Bein mit der freien Hand noch den Fikus berieselt. Es ist aber noch keiner hin gegangen und hat sich das Geschreibe auf dem Rechner genau angesehen, oder das Kind gefragt, wie es diesen liederlichen Umgang findet. Dennoch scheinen die Ergebnisse der Hyperventilation in unserer Gesellschaft von wesentlich geringerer Bedeutung zu sein als die Fähigkeit, mit allen Gliedmaßen gleichzeitig zu zucken.

Ich meine, mit der multitasking - These hat sich auch jemand, wie beim Spinat, um ein paar Dezimalstallen vertan. Der Wert, der diesem Begriff zugemessen wird, ist wesentlich zu hoch. Und der weibliche Vorteil ist eine Jutetasche - Weisheit. Grün - politisch korrekt, aber Hühnerdung.
Vermutlich ist sie aber auch genauso dauerhaft, wie die anderen Weisheiten....

Da hilft nur eins, Männer! Wenn uns die Frau mal wieder während der Sportschau mit nervigem Gerede und diesem und jenem piesackt... dann rufen wir:
“Später Schatz – ich bin leider nur ein Mann, darum auch nicht multitasking – fähig!“